Arbeitsmarkt-Report Hessen: Beschäftigungszuwachs stark durch Frauen mit Migrationshintergrund geprägt, gleichzeitig deutlicher Anstieg von Frauen im Bürgergeldbezug
Zusammenfassung von Miriam Hedtmann
LAG Arbeit fordert mehr arbeitsmarktpolitische Förderung für Frauen
Arbeitsmarkt-Report Hessen, Ausgabe 3. Quartal 2025 – Ein datengestützter Blick auf die Arbeitsmarktentwicklung bei Frauen und Männern in Hessen (AH Q3/2025).
Hier finden Sie den ausführlichen Arbeitsmarkt-Report als PDF
Die Autoren Stefan Feldens und Philipp Fuchs vom Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik (ISG) geben im vorliegenden Bericht zunächst einen Überblick über die allgemeine Entwicklung des Arbeitsmarktes in Hessen. Der besondere Schwerpunkt dieser Ausgabe liegt auf der Arbeitsmarktentwicklung bei Frauen und Männern. Der Report wird im Auftrag der LAG Arbeit in Hessen verfasst. Die genannten Daten beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, auf Hessen. Zumeist sind die dargestellten Entwicklungen in ihren Tendenzen nicht hessenspezifisch, sondern auch bundesweit zu beobachten. Im Folgenden fassen wir die aus Sicht der LAG wichtigsten Ergebnisse zusammen:
Positive Beschäftigungsentwicklung in Hessen – Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von Frauen steigt gegenüber 2019 um 5,1 %
Im Dezember 2024 gab es in Hessen annähernd 2,78 Mio. sv-pflichtig Beschäftigte. Verglichen mit Dezember 2019 beträgt der Zuwachs +4,2 % (bzw. +112.000 Personen).
Der Anstieg der sv-pflichtig Beschäftigten fiel zwischen Dezember 2019 und 2024 bei Frauen etwas stärker aus als bei Männern (+5,1 % gegenüber +3,5 %), anteilig machten Frauen allerdings im Dezember 2024 lediglich 45,9 % des Gesamtbestands aus. Des Weiteren übten Frauen (49,2 %) ihre Beschäftigung nach wie vor deutlich häufiger in Teilzeit aus als Männer (14,0 %). (AH Q3/2025, S. 1)
In absoluten Zahlen ist die Beschäftigungszunahme unter Frauen ohne deutsche Staatsangehörigkeit in den letzten Jahren sehr dynamisch ausgefallen (gegenüber Dezember 2019: +30,5 %). Dies gilt besonders für Frauen aus den acht Asylherkunftsländern, deren Beschäftigtenzahl sich gegenüber Dezember 2019 mehr als verdoppelt hat (+109,8 %) und damit wesentlich kräftiger gestiegen ist als bei Männern (+45,0 %). Auch bei ukrainischen Frauen ist die Zuwachsdynamik äußerst ausgeprägt (+277,5 %). (Abbildung und Daten: AH Q3/2025, S. 8)
Seit Mitte 2022 deutlicher Anstieg der Frauen im Bürgergeldbezug (Regelleistungsberechtigte) – leichter Rückgang seit Mitte 2024
Nachdem sich die Zahl der regelleistungsberechtigten Frauen und Männer (RLB) zwischen dem Sommer 2020 und Frühjahr 2022 relativ stark verringerte, ist im Mai/Juni 2022 eine sprunghafte Zunahme beobachtbar. Der abrupte Anstieg hängt unmittelbar mit dem Zuzug von Menschen aus der Ukraine und deren Einmündung in das Grundsicherungssystem zusammen. Umfasste die Zahl im Mai 2022 noch rund 1.000 Personen, lag sie drei Jahre später bei etwa 57.800. Insgesamt gab es im Mai 2025 rund 407.700 RLB, darunter 226.900 Frauen und knapp 188.800 Männer. Seit gut einem Jahr sinkt die Zahl der RLB wieder etwas (Frauen: -3,4 %; Männer: - 1,9 %). (Abbildung und Daten: AH Q3/2025, S. 13)
Deutlicher Rückgang bei der arbeitsmarktpolitischen Förderung – LAG fordert mehr Investitionen in die Qualifizierung von Bürgergeldbeziehenden – insbesondere für die stark gestiegene Zahl von Frauen im Bürgergeldbezug
Im Zeitraum April 2019 bis April 2025 gab es einen Rückgang im Förderbestand bei den arbeitsmarktpolitischen Fördermaßnahmen von 27.700 auf 16.300 auf Fälle (-41,2 %). Zeitgleich hat sich der Arbeitslosenbestand von 95.300 auf 133.600 Menschen erhöht (+40,1 %). Die gegenläufigen Entwicklungen lassen sich in der betrachteten Zeitspanne sowohl bei Frauen als auch bei Männern beobachten. (Abbildung und Daten: AH Q3/2025, S. 15f)
Angesichts der herausfordernden Ausgangs- und Bedarfslagen von Bürgergeldbeziehenden sowie der ausgeprägten Qualifikationserfordernisse der Betroffenen bedarf es bei den Förderaktivitäten einer Wiederbelebung und eines noch stärkeren Einbezugs von Frauen, zumal diese trotz einiger Fortschritte nach wie vor schwächer im Arbeitsmarkt integriert sind als Männer.
Die LAG Arbeit in Hessen fordert von der Bundes- und Landespolitik mehr Investitionen in die Qualifizierung von Bürgergeldbeziehenden – insbesondere für die stark gestiegene Zahl von Frauen im Bürgergeldbezug.