Arbeitsmarkt-Report Hessen: Spürbarer Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit, zugleich aber stark gesunkene Förderung im SGB II
Zusammenfassung von Miriam Hedtmann
LAG Arbeit fordert mehr qualifizierende Förderung für Langzeitarbeitslose
Arbeitsmarkt-Report Hessen, Ausgabe 4. Quartal 2025 – Ein datengestützter Blick auf Entwicklungen und Strukturen der Langzeitarbeitslosigkeit und des Leistungsbezuges in Hessen (AH Q4/2025).
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Die Autoren Stefan Feldens und Philipp Fuchs vom Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik (ISG) geben im vorliegenden Bericht zunächst einen Überblick über die allgemeine Entwicklung des Arbeitsmarktes in Hessen. Der besondere Schwerpunkt dieser Ausgabe liegt auf den Entwicklungen und den Strukturen der Langzeitarbeitslosigkeit und des Leistungsbezuges in Hessen. Der Report wird im Auftrag der LAG Arbeit in Hessen verfasst. Die genannten Daten beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, auf Hessen. Zumeist sind die dargestellten Entwicklungen in ihren Tendenzen nicht hessenspezifisch, sondern auch bundesweit zu beobachten. Im Folgenden fassen wir die aus Sicht der LAG wichtigsten Ergebnisse zusammen:
Spürbarer Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit
Die wirtschaftlichen und strukturellen Probleme schlagen sich mittlerweile auch in Hessen auf den Arbeitsmarkt nieder. So hat sich die Zahl der Langzeitarbeitslosen in Hessen von 45.200 Personen im November 2019 auf 74.400 Personen im November 2025 um 64 % erhöht.
(Abb.1 und Daten: AH Q4/2025, S.5)
Mehrheit der Langzeitarbeitslosen hat sprachliche und qualifikatorische Vermittlungshemmnisse
Im November 2025 waren knapp die Hälfte aller Langzeitarbeitslosen ausländische Staatsbürger mit oftmals eigener und jüngerer Zuwanderungsgeschichte. Rund vier von zehn Langzeitarbeitslosen haben keinen Hauptschulabschluss. Etwa sieben von zehn Betreffenden haben keine abgeschlossene (oder anerkannte) Berufsausbildung. Dementsprechend haben knapp zwei Drittel ein Qualifikationsniveau, das höchstens für die Ausübung von helfenden Tätigkeiten passend ist. Diese betreffen wiederum oftmals Arbeitsmarktsegmente, in denen viele Arbeitslose auf wenige gemeldete Stellen treffen.
(Tab. 5 und Daten: AH Q4/2025, S.7ff)
Zahl der in Maßnahmen des SGB II geförderten Langzeitarbeitslosen in sechs Jahren fast halbiert
Wurden im Zeitraum September 2018 bis August 2019 in Hessen in der Jahressumme noch 31.100 Langzeitarbeitslose in Fördermaßnahmen für den Arbeitsmarkt qualifiziert und begleitet, so waren es in der Jahressumme September 2024 bis August 2025 nur noch 16.500 Menschen. Dies ist ein Absinken von -46,8 %.
(Abb. 4 und Daten: AH Q4/2025, S.15)
Über einen langen Zeitraum war der Arbeitsmarkt in Hessen recht aufnahmestark gegenüber Menschen mit niedrigen Bildungs- und Qualifikationsniveaus. Eine zukünftige Fortschreibung dieser positiven Entwicklung ist eher ungewiss, da sich die Wachstumsaussichten spürbar eingetrübt haben, sich tragende Teile der Wirtschaft inmitten substanzieller Veränderungen befinden und sich ein Großteil der offenen Stellen an qualifizierte und spezialisierte Fachkräfte richtet.
LAG Arbeit fordert mehr qualifizierende Förderung für Langzeitarbeitslose
Die hier betrachteten Personenkreise haben neben qualifikatorischen und sprachlichen Vermittlungshemmnissen häufig auch weitere Herausforderungen zu überwinden. Dazu zählen etwa gesundheitliche Einschränkungen, zerrüttete Familienverhältnisse, fehlende Kinderbetreuungsoptionen, Überschuldungsprobleme oder prekäre Wohnsituationen. Insgesamt bedarf es bei den Betreffenden an ausgeprägten Stabilisierungs- und (Nach-)Qualifizierungsanstrengungen, um deren Humanpotenziale auszuschöpfen und Teilhabechancen zu stärken.
Deshalb fordert die LAG Arbeit in Hessen die Bundes- und Landespolitik auf, endlich bei der paradoxen Entwicklung von steigender Langzeitarbeitslosigkeit, einem qualifikatorisch anspruchsvoller werdenden Arbeitsmarkt und sinkenden Qualifizierungszahlen gegenzusteuern. Langzeitarbeitslose sollten nach Kräften motiviert, gefördert und (nach-)qualifiziert werden.