Arbeitsmarkt-Report Hessen: Trotz stark gestiegener Arbeitslosigkeit im Bürgergeld - weniger aktive Förderung durch Qualifikationsmaßnahmen
Zusammenfassung von Miriam Hedtmann
LAG Arbeit fordert mehr statt weniger Qualifikationsangebote für Bürgergeldbezieher*innen
Arbeitsmarkt-Report Hessen, Ausgabe 2. Quartal 2025 – Ein datengestützter Blick auf die Entwicklung der Nutzung von Instrumenten der aktiven Arbeitsmarktpolitik in Hessen (AH Q2/2025).
Hier finden Sie den ausführlichen Arbeitsmarkt-Report als PDF
Die Autoren Stefan Feldens und Philipp Fuchs vom Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik (ISG) geben im vorliegenden Bericht zunächst einen Überblick über die allgemeine Entwicklung des Arbeitsmarktes in Hessen. Der besondere Schwerpunkt dieser Ausgabe liegt auf den Instrumenten der aktiven Arbeitsmarktpolitik. Der Report wird im Auftrag der LAG Arbeit in Hessen verfasst. Die genannten Daten beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, auf Hessen. Zumeist sind die dargestellten Entwicklungen in ihren Tendenzen nicht hessenspezifisch, sondern auch bundesweit zu beobachten. Im Folgenden fassen wir die aus Sicht der LAG wichtigsten Ergebnisse zusammen:
Zweigeteilte Entwicklung am Arbeitsmarkt – Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung und Anstieg der Arbeitslosigkeit seit 2022
Im September 2024 gab es in Hessen fast 2,79 Mio. sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Verglichen mit September 2019 beträgt der Zuwachs +4,1 % (bzw. +110.300 Personen), gegenüber dem Vorjahresmonat stieg die Zahl um +0,6 % (bzw. +16.800).
Parallel zur positiven Beschäftigungsentwicklung in Hessen, steigt die Anzahl der Arbeitslosen seit Mitte 2022 dynamisch an. Betrachtet man den gleitenden Jahresdurchschnitt zwischen Juni 2024 und Mai 2025, so bezifferte sich der Arbeitslosenbestand in Hessen auf fast 200.000 Menschen. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum stieg die Zahl der Arbeitslosen um +6,4 % (bzw. +12.000 Personen) und im Vergleich zu 2019/2020 um +27,8 % (bzw. +43.400 Menschen). (AH Q2/2025, S. 2f)
Rückgang der aktiven Förderung im SGB II – Trotz steigender Arbeitslosenzahlen, sinkt die Zahl der Menschen, die in Bildungsangeboten gefördert werden
Gegenüber 2019/2020 bzw. der Zeit vor Ausbruch der Corona-Pandemie haben sich die Förderaktivitäten im SGB II beträchtlich verringert. Kam es im Februar 2019 noch zu gut 14.000 Neuzuweisungen, gab es im Februar 2024 lediglich rund 7.500 und im Februar 2025 nur knapp 6.100 Neuzugänge. (AH Q2/2025, S. 8)
Deutlich gesunkene Aktivierungsquote im SGB II
Die Aktivierungsquote zeigt an, wie hoch der Anteil der geförderten (bzw. tatsächlich „aktivierten“) Personen an den potenziellen (bzw. theoretisch „aktivierbaren“) Maßnahmenteilnehmenden ausfällt. Im Vergleich beider Rechtskreise zeigt sich in der oben stehenden Abbildung eine ausgeprägte Divergenz: Während sich die Quote im SGB III deutlich vom Corona-Tief erholt hat (hellblaue Linie), ist es im SGB II nicht zu einer Trendwende gekommen (dunkelblaue Linie). Betrug die Aktivierungsquote im SGB-II-Bereich im Dezember 2019 noch 21,9 %, so belief sie sich im Dezember 2024 nur noch auf 13,0 %. Folglich reduzierte sie sich um -8,9 PP. Aufgrund der seit 2022 dynamisch gestiegenen Arbeitslosigkeit müsste es eigentlich bei der Aktivierungsquote im SGB-II-Bereich eine Kehrtwende geben. (AH Q2/2025, S. 9f)
Sehr deutlich zeigt sich der Bruch in der Arbeitsmarktförderung auch bei einem Vergleich zwischen der Arbeitslosen- und Geförderten-Entwicklung im SGB II zwischen Februar 2020 und 2025. Die oben stehende Abbildung stellt einen solchen Vergleich auf Basis von Bestands- und Zugangsdaten an. Allen voran bei den Beständen, aber auch bei den Zugängen ist die Divergenz deutlich zu erkennen: Während die Arbeitslosigkeit gestiegen ist, hat sich die Förderaktivität verringert. (AH Q2/2025, S.10)
LAG Arbeit fordert mehr statt weniger Qualifikationsangebote für Bürgergeldbezieher*innen
Die LAG Arbeit in Hessen fordert die Bundes- und Landespolitik auf, die Förderung von deutlich mehr arbeitslosen Bürgergeldbezieher*innen in Qualifikationsangeboten auf den Weg zu bringen. Es liegt auf der Hand, dass mehr Menschen für den Arbeitsmarkt qualifiziert werden sollten, so dass sie bald und nachhaltig einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen können.